Teil 4 der Serie „Missverständnisse aus der Welt geschafft!“
Sicherheit ist unbezahlbar! Das bedeutet aber nicht, dass sie kostspielig sein muss. Welche typischen Missverständnisse vorherrschen und warum es sich immer lohnt, genau zu hinterfragen, erklären wir in der Serie „Missverständnisse aus der Welt geschafft“. Direkt aus der Praxis berichtet, räumen wir mit Mythen auf und konzentrieren uns auf die Fakten.
Gerade bei Kunden, die sich noch nicht lange mit dem Thema Maschinensicherheit befassen, treffen wir immer wieder auf Konstrukteure, die für ihre Applikation nicht die geeigneten Sicherheitsbauteile finden: „Ich brauche doch ein sicheres DC-Schütz, sonst funktioniert meine Kette nicht!“ oder „In der Baugröße gibt es einfach keine Sicherheitslichtschranke!“ – solche Aussagen höre ich oft. Zugrunde liegt die Sorge, dass am Ende eine Verifikation der Sicherheitsfunktionen kein positives Ergebnis mit sich bringt, gar die CE-Konformität gefährdet ist.
Dabei gibt es – in den allermeisten Fällen – keinen Grund zur Sorge. Natürlich ist es komfortabler und leichter dokumentierbar, wenn jede einzelne Sicherheitsfunktion durch eine Kette dedizierter Sicherheitsbauteile abgebildet werden kann. Dafür zertifiziert der Hersteller seine Bauteile und gibt ihnen bei bestimmungsgemäßer Verwendung von Haus aus einen Performance Level mit. Das bedeutet jedoch nicht, dass nur solche Bauteile zu einer sicheren Maschine führen. Viele klassische Sicherheitsfunktionen, wie etwa das sichere Abschalten von Elektromotoren ohne vorgelagerten Antriebsregler, werden überwiegend mit herkömmlichen Bauteilen (z. B. Schützen) realisiert.
Das ist jedoch an einige Vorbedingungen geknüpft: Entscheidend ist zunächst die erforderliche Qualität der Sicherheitsfunktion (PLr), die in der Risikobeurteilung festgelegt wird. Zwischen PL a und e liegt eine Welt von Anforderungen und Möglichkeiten, diese zu erreichen. Auch für fast jeden einzelnen PL gibt es immer mehrere Wege, die „nach Rom“ führen. Da wäre beispielsweise die Wahl der Schaltungskategorie nach DIN EN ISO 13849, die Notwendigkeit der Auswahl sogenannter bewährter Bauteile, die Häufigkeit der Nutzung der Funktion und die daraus resultierende Anforderung an die Zuverlässigkeit der Bauteile (B10d, MTTF), die Diversität von Kanälen, die Erkennung möglicher Fehler und, und, und … Bei zertifizierten Sicherheitsbauteilen hat sich der Hersteller die entsprechenden Gedanken bereits gemacht.
Mit Fachwissen zur sicheren Konstruktion
Doch Maschinenbauer müssen vor dieser Fülle von Entscheidungen und den zugehörigen Daten nicht zurückschrecken. Zwar ist zur normkonformen Gestaltung einer Sicherheitsfunktion das entsprechende Know-how nötig, dieses Wissen zur sicheren Konstruktion und dessen Nachweis vermitteln wir ihnen aber gerne – am ‚lebenden Objekt‘ oder bei Schulungen durch unsere Academy bis hin zur TÜV-Zertifizierung als Certified Expert in Functional Safety (CEFS). Mit diesem Wissen ist es möglich, hohe Performance Levels in Schaltungen mit Standardbauteilen zu erreichen und mit geeigneten Tools nachzuweisen.
Aus der Praxis für die Praxis
Sascha Brengmann ist bei Pilz im technischen Systemvertrieb der Vertriebsregion West tätig. Für die Serie „Missverständnisse aus der Welt geschafft“ berichtet er aus seinem Praxisalltag. Er nimmt dabei die typischen Fragestellungen seiner Kunden unter die Lupe und löst klassische Missverständnisse auf.