O‘zapft is: Das gilt im österreichischen Wieselburg ausnahmsweise nicht für das Bier – sondern für das Know-how, das Pilz der Brau Union vermittelte, damit die Brauerei eine bestehende Fassreinigungs- bzw. Befüllanlage wieder auf den neuesten Stand der Technik bringen konnte.
Mehr als eine Million Hektoliter Bier verlassen die Brauerei in Wieselburg jährlich. Wieselburg ist innerhalb der Heineken-Gruppe jener Standort der Brau Union Österreich, an dem die meisten Biere mit 0,0 Prozent Alkohol entstehen. Alles in allem füllt die Brauerei ihre Produkte in 130 unterschiedlichen Verpackungsvarianten ab. Zum Beispiel gibt es auch für sogenannte BLADE-Fässer für 8‑Liter-Zapfanlagen an Theken (siehe Foto) eine eigene Abfüllanlage.
Automatisch sauber
„Safety first“ ist einer der Grundsätze der Wieselburger Brauerei. Er wird in den unterschiedlichsten Bereichen in die Praxis umgesetzt – angefangen von den Produktionsstätten bis hin zur Ergonomie am Arbeitsplatz. Um diesem Unternehmensleitziel gerecht zu werden, strebt die Brauerei den neuesten Stand der Technik an, selbst dann, wenn die österreichische Gewerbeordnung oder das Arbeitnehmerschutzgesetz in Österreich noch keinen Umrüstbedarf sieht.
So war auch das Retrofit der Fassreinigungs- bzw. Befüllanlage der BLADE-Fässer „freiwillig“: Die Anlage befreit bis zu 700 Fässer pro Stunde von Bierresten, reinigt sie mit einer Säure, spült sie mehrmals mit Wasser aus, sterilisiert sie und befüllt sie unter CO2-Gegendruck wieder neu. Über ein Fördersystem gelangen die leeren Fässer zu einem Füllerkarussell, werden automatisch gereinigt und anschließend über einen Rollenförderer ausgeschleust. Der Füllprozess geschieht auf dieselbe Art und Weise. Auch dabei ist das Karussell das Herz der Anlage.
Sicherheit für Bier & Co.
Seit 1993 ist die Anlage bereits in Betrieb. Im Zuge des Retrofits der Anlagensteuerung sollten unter anderem die Eingriffsmöglichkeiten in die Maschine neu bewertet beziehungsweise validiert werden. „Beim Füller sind bis zu 20 und beim Reiniger sogar bis zu 24 Fässer im Umlauf, wodurch vor allem bei 50-Liter-Fässern einiges an Gewicht zusammenkommt“, erklärt Andreas Schmutz, Leiter der Anlagentechnik in der Brauerei Wieselburg. Da das Unternehmen bereits in früheren Projekten mit Pilz zusammengearbeitet hat, vertraute der österreichische Bierbrauer auch bei diesem Projekt auf die Expertise des Automatisierers: Von der Beratung – welche Normen aktuell einzuhalten sind – über die Überprüfung der vorhandenen Sicherheitsausstattung und der Not-Halt-Kette hinaus übernahm Pilz auch die Analyse aller möglichen Gefahrenquellen. Die Empfehlungen beinhalteten passende Verriegelungseinrichtungen und ein angepasstes Schutzkonzept für die Anlage.
Andreas Schmutz, Leiter der Anlagentechnik
„Man bildet sich zwar kontinuierlich fort, aber wenn man nicht tagtäglich mit den am Markt zur Verfügung stehenden Safety-Komponenten arbeitet und diverse Entwicklungen und Gesetze im Blick behält, wird es schwierig, up to date zu bleiben. Deshalb vertrauen wir in dieser Hinsicht auf das Know-how und die Erfahrung von Pilz. Die Experten haben das Detailwissen und denken für uns mit, so wie wir es von einem zuverlässigen und vertrauenswürdigen Partner erwarten.“
Auch praktikabel!
Bei Sicherheitsaspekten geht es, wie in diesem Fall, oft darum, den Spagat zwischen einer sicheren und einer praktikablen Lösung zu meistern. „Am sichersten wäre es natürlich, alles einzuhausen und abzusperren, aber so funktioniert das in der Praxis nicht“, sagt Andreas Schmutz und spricht damit die Notwendigkeit von Eingriffsmöglichkeiten zu Wartungs- oder Reparaturzwecken an. Bei der Fassreinigungs- bzw. Befüllanlage beispielsweise ist es wichtig, dass sich ein Teil der Schutzwand ohne großen Aufwand entfernen lässt, damit ein Mitarbeiter einmal im Jahr mit dem Stapler für Servicetätigkeiten zu dem Medienverteiler in der Mitte vordringen kann.
Um diese Anforderung zu erfüllen, entschied man sich für den Einsatz mobiler Zäune. Zur Lösung gehört auch ein neues Zutrittsmanagementsystem. Es stellt sicher, dass wirklich nur der berechtigte Bediener die Möglichkeit erhält, an der Anlage eine Störungsbehebung zu quittieren beziehungsweise das System wieder in Betrieb zu nehmen – Manipulation oder Fehlbedienung wird so ausgeschlossen. Hinzu kam, dass die ursprünglich vorhandenen Lichtgitter durch Zaunabsicherungen ersetzt wurden. Priorität hatte dabei, vorzugsweise solche Sicherheitseinrichtungen einzusetzen, die bereits für andere Maschinen auf Lager waren, um das Ersatzteilmanagement nicht unnötig kompliziert zu machen.
Vertrauen verbindet
Das Beratungsportfolio von Pilz, angefangen von einer Analyse potenzieller Gefahrenstellen mit einer Definition von Gegenmaßnahmen bis hin zur Umsetzung und sicherheitstechnischen Validierung gemäß internationalen Sicherheitsrichtlinien und Normen wie der ISO 13849, der IEC 62061 und der IEC 61508, wurde praktisch komplett ausgeschöpft. Heute erfüllt die Anlage alle aktuell gültigen Vorschriften mit Blick auf die Sicherheit und stellt somit einen „flüssigen“ Abfüllprozess sicher.