Die Mobilitätswende – Zero Emission Mobility – nimmt an Fahrt auf. Sie braucht aber auch sichere Technik und Technologien, um ein Erfolg zu werden. Die DC-Ladetechnik für Elektro-Fahrzeuge wird ihren Anteil daran haben. Automatisierer wie Pilz „sichern“ mit passenden technischen Lösungen den Weg.
Schnell laden ist Ziel und Herausforderung
Elektrofahrzeuge (kurz: E‑Fahrzeuge) prägen heute das Straßenbild mit, Ladestationen findet man inzwischen z. B. häufiger auf Firmengeländen und bei Shoppingcentern. Und auch bei Lkw-Flotten ist das elektrische Laden grüne Zukunftsvision. Das gemeinsame Ziel: Emissionen sollen reduziert werden. Die gemeinsame Herausforderung: Wie kann ein modernes Parkplatzsystem inklusive Ladestationen sicher und effizient für alle Beteiligten umgesetzt werden? Und welche Automatisierungs- und auch Sicherheitstechnik muss dahinterstehen?

Um E‑Fahrzeuge laden zu können, braucht man – logisch – Strom. Bei der Frage jedoch, ob Wechselstrom (AC) oder Gleichstrom (DC), scheiden sich die technischen Geister. Wobei eines grundsätzlich klar ist: Es funktioniert beides. Dennoch hat DC-Laden gegenüber dem AC-Laden entscheidende Vorteile. Das Hauptargument: das schnellere Laden in höheren Leistungsbereichen. Voraussetzung ist, dass ein sicherer Stromkreis bzw. die Berücksichtigung aller Sicherheitskomponenten sowie eine moderne Steuerungstechnik vorhanden ist. Zudem muss das Sicherheitskonzept dabei alle möglichen Sicherheitsaspekte einschließen und die Sicherheitsanforderungen müssen sich sowohl auf das Gleichstromnetz als auch auf das Wechselstromnetz beziehen.

„Gemeinsam mit Pilz haben wir uns dann für das Automatisierungssystem PSS 4000 entschieden, das optimal für unsere Ansprüche in das System passt.“
Dominik Hartmann, Abteilung Energy Data Management & Innovation
DC-Laden hat Konsequenzen für die Sicherheit
An diesem Punkt kam Pilz als Experte für Automatisierungs- und Sicherheitstechnik, bereits seit vielen Jahren Partner für W.E.B., ins Spiel. In deren Demo-Anlage „MADELAINE“ (Multi-Adaptives DC-Elektrofahrzeug-Lade-Infrastruktur-Netz) sorgt die SPS-Steuerung PSSuniversal PLC des Automatisierungssystems PSS 4000 als zentrale Instanz für die Sicherheit. Ein Hauptargument für deren Einsatz war die Möglichkeit, mit ihr die Programmiersprache Structured Text im Sicherheitsteil verwenden zu können. Zwei grundlegende Funktionen bietet PSSuniversal PLC zudem: Sie minimiert die Wahrscheinlichkeit, dass Fehler im System auftreten, und sorgt im Störungsfall dafür, dass das System in einen sicheren Zustand gebracht wird. Beides sind wesentliche Aspekte beim Laden von E‑Fahrzeugen. Dieses Sicherheitskonzept sorgt zuverlässig dafür, dass die Sicherheitseinrichtungen die Lademodule sowohl auf der Wechselstromnetzseite als auch auf der Gleichstromseite berücksichtigen.
Steuerungs-Allrounder sorgt für die Sicherheit
PSSuniversal PLC überwacht im Parkladesystem MADELAINE auch den Netzverteiler: Das ist hier notwendig, um die Schaltmatrix so zu verschalten, dass die definierten, ausgewählten Lademodule fürs Laden auf die richtigen Ladepunkte laufen. Neben der Herstellung dieser richtigen Leistungsverbindungen muss die Sicherheits-SPS auch die anderen Sicherheitseinrichtungen managen, wie z. B. auch die Not-Halt-Schaltkreise.
Denn das Ziel des Parkladesystems ist es, als Ladelösung in Zukunft das Laden möglichst flexibel über eine Vielzahl von Abgabepunkten, sprich Ladestationen, zu ermöglichen. Das sichere Durchschalten der DC-Verbindungen ist dabei ein Herzstück des MADELAINE-Projekts. Das Besondere ist, dass die fünf sich im Einsatz befindenden Lademodule des Parkladesystems parallel geschaltet werden und die jeweiligen Lademodule einzeln betrieben werden können. Das bedeutet, dass fünf Parkplätze mit jeweils 10 kW geladen werden können. Zu bedenken war, dass hinter jedem Lademodul, das parallel geschaltet wird, ein DC-Schütz vorhanden sein musste. PSSuniversal PLC ist genau dafür mit an Bord: Die Schalter können mit ihr sicher angesteuert werden.
Schritt für Schritt Richtung „Grün“
MADELAINE hatte mehrere Projektschritte: Im ersten wurde die gesamte Netzarchitektur und die damit verbundene Verdrahtung entwickelt sowie das optimale Verhältnis zwischen der Anzahl an Lademodulen und Stellplätzen analysiert. Eine Demonstrationsanlage mit fünf Lademodulen und zehn Ladepunkten auf dem Gelände der W.E.B war der nächste Schritt, wobei die Plangröße eines Lademoduls auf einer DC-Ausgangsleistung von 10 kW basierte. Durch die Parallelisierung von fünf Lademodulen können bis zu 50 kW auf einem einzelnen Stellplatz bereitgestellt werden. Der Demobetrieb hatte das Lastmanagement und die Optimierung des Eigenbedarfs am Standort im Fokus. Für das Parksystem war dann 2023 eine ausgiebige Testphase unter Laborbedingungen angesetzt. Dabei wurde zum einen ohne Leistung, d. h. ausschließlich die Software, getestet, zum anderen die Schaltfreigaben gegeben und die Parallelisierung unter Leistung untersucht. Die Dokumentation der Daten im Protokoll und Analyse fand im Rahmen der Projektanforderungen statt. Ende September 2023 schließlich konnte dann der erste Ladebetrieb mit den Fahrzeugen durchgeführt werden.

Was in dem Zusammenhang auch nicht fehlen durfte, ist eine eigene Lade-App: Hier konnte das Automatisierungssystem PSS 4000 als Lösung ebenfalls punkten, denn die Steuerung PSSuniversal PLC ist in den genormten IEC/IN 61131-Sprachen der Automatisierungstechnik programmierbar, sodass der Anwender keine neue Sprache dazulernen muss. Eine echte Arbeitserleichterung, wie das Projektteam bei W.E.B. bestätigt.




