Im Sekundentakt zieht der Abzug vorgestanzte Kartonzuschnitte ein und der Kartonaufrichter der Sema Systemtechnik GmbH faltet, beleimt und verschließt diese zu fertigen Umverpackungen. Das Interessante: Die Kartonzuschnitte funktionieren als beweglich trennende Schutzeinrichtung. Läuft die Materialzufuhr jedoch leer, kann das Bedienpersonal ungehindert in das Innerste greifen. Für Sicherheit in jedem Arbeitsschritt sorgt deshalb eine TÜV-Süd-zertifizierte Sicherheitslösung.
Der Kartonaufrichter 1200 s von Sema Systemtechnik, einem Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Halbzeug- und Verpackungsindustrie, stellt bis zu 60 Steigen pro Minute her. Schnell und einfach austauschbare Kassetten ermöglichen Formatwechsel innerhalb kürzester Zeit und damit eine hohe Flexibilität. Die Maschine startet, wenn der Stapel an vorgestanzten Zuschnitten im Zufuhrmagazin eine Stärke von mindestens 80 Millimetern aufweist. Der vakuumbasierte Abzug zieht die Kartonzuschnitte ein und drückt sie auf die Mitnehmer eines Zahnriemens. In den anschließenden Fertigungsschritten faltet, beleimt und verschließt der Kartonaufrichter die Zuschnitte im Sekundentakt. Über ein Transportband gelangen die aufgerichteten Steigen entweder direkt zur Befüllstation oder zum Weitertransport.
Vorsicht vor zu viel Offenheit
Im Regelbetrieb wirken die Kartonzuschnitte wie eine beweglich trennende Schutzeinrichtung. Denn solange mehrere Kartonzuschnitte die Zufuhröffnung verdecken, kann der Bediener bei laufender Maschine nicht in den Gefahrenbereich greifen. Läuft die Materialzufuhr jedoch leer, ist dieser Schutz nicht mehr gegeben. Sind Zuschnitte kleiner als die Öffnung des Kartonaufrichters, verschließt eine konturgenau gefertigte Plexiglasscheibe den nicht abgedeckten Bereich. Diese wird werkzeuglos ausgetauscht und vom manipulationssicheren codierten Sicherheitsschalter RFID-Sensor PSENcode von Pilz abgefragt.
Ein zertifiziertes Gesamtpaket
Im Zuge der Risikoanalyse war klar, dass für den Fall „kein Karton vor der Zufuhröffnung“ eine wirkungsvolle, weder den Bediener noch den Prozess einschränkende Sicherheitslösung gefunden werden musste. Sema entschied sich für eine integrierte, TÜV-Süd-zertifizierte Sicherheitslösung für PL d bzw. Kat. 3 nach EN ISO 13849–1 oder SIL CL 2 nach EN IEC 62061 von Pilz. Inzwischen prüfen an der Materialzufuhr zwei Reflexionslichttaster permanent, ob Kartonzuschnitte vorhanden sind. Die Sensoren müssen einen Montageabstand von 30 mm bis 100 mm zum Kartonagenstapel aufweisen und erlauben damit eine flexible Positionierung. Tasten die Sensoren ins Leere, versetzt die sichere Kleinsteuerung PNOZmulti 2 die gefahrbringende Bewegung der Maschine in den sicheren Halt. Ist der Vorrat an Kartonagen wieder aufgefüllt, kann die Maschine nach dem Quittieren neu starten.
Vertrauensvolle Zusammenarbeit
„Wir vertrauen bereits seit mehr als zehn Jahren auf die robusten und zuverlässigen Produkte von Pilz. Hinzu kommt, dass viele unserer Kunden in ihren Maschinen nichts anderes als Safety- und Security-Lösungen von Pilz sehen möchten“, betont Thomas Wehrhahn, bei Sema verantwortlich für die Hardwarekonstruktion. Die Sicherheitsfunktion wurde deshalb mit der konfigurierbaren Kleinsteuerung PNOZmulti 2 realisiert. Die Kleinsteuerung überwacht gleich mehrere Kartonagenzuführungen mit nur einem Basisgerät. Bei der Auslegung müssen lediglich die benötigten Hardware-Ein-/Ausgänge berücksichtigt werden. Die Funktionsbausteine für die Auswertung sind im Softwaretool PNOZmulti Configurator enthalten. Werden die Sensoren in Kombination mit PNOZmulti 2 oder dem neuartigen modularen Sicherheitsrelais myPNOZ betrieben, können sich Anwender darauf verlassen, dass mit dieser TÜV-Süd-zertifizierten Lösung für kompakte Verpackungsmaschinen sämtliche Sicherheitsanforderungen erfüllt sind.
Sicher, aber mit Freiraum
Die Lösung erspart starre Schutzeinrichtungen wie beispielsweise Tunnel, zudem können die Zuschnitte flexibel von beiden Seiten nachgelegt werden. Um zu vermeiden, dass die Maschine ohne Not in den „Sicheren Halt“ fährt, dient ein am Zufuhrmagazin installierter Lichttaster als Meldestufe. Sema hat erkannt, dass effiziente Sicherheitslösungen bei Endkunden mehr denn je im Fokus stehen. Denn damit lassen sich die Prozesseffizienz erhöhen, Stillstandzeiten reduzieren und letztlich Wettbewerbsvorteile erzielen. „Wir arbeiten gerne mit Pilz zusammen, weil wir stets qualifizierte Antworten auf unsere Fragen erhalten, regelmäßig über Änderungen und Neuerungen informiert und einfach gut beraten werden“, fasst Thomas Wehrhahn zusammen.