„Die Unsi­cher­heit ist groß“

Die zuneh­mende Digi­ta­li­sie­rung in der intel­li­genten Fabrik bringt im Umgang mit Sicher­heit neue Heraus­for­de­rungen mit sich. Thomas Pilz, geschäfts­füh­render Gesell­schafter bei Pilz, spricht im Inter­view über aktu­elle Entwick­lungen und das sich wandelnde Verständnis von Safety und Indus­trial Security.

Herr Pilz, hat Indus­trial Security inzwi­schen denselben Stel­len­wert wie Safety?

Thomas Pilz: Safety wird ohne Indus­trial Security gar nicht mehr möglich sein. Früher wurden die beiden Bereiche als sepa­rate Säulen gesehen, aber heute umschließt Indus­trial Security die Safety und stellt deren Inte­grität sicher. An der aktu­ellen Über­ar­bei­tung der Maschi­nen­richt­linie lässt sich dieses Umdenken gut erkennen, denn Security wird in der neuen Fassung als Teil der Sicher­heits­kette verstanden. Dem stimme ich ausdrück­lich zu.

Dennoch unter­scheidet sich die Betrach­tung der beiden Sicher­heits-begriffe grund­legend, oder?

Genau. Bei Safety geht man davon aus, dass der Mensch durch eine mecha­ni­sche Bewe­gung verletzt wird, hinter seinem Agieren keine böse Absicht steckt und er maximal grob fahr­lässig handelt. Bei Security ist das ganz anders, denn hier wird eine böswil­lige Absicht voraus­ge­setzt: Ein Krimi­neller will an der Maschine Schaden anrichten.

Was bedeutet das für die Risi­ko­be­ur­tei­lung?

Zunächst muss man davon ausgehen, dass die Bedro­hung für Security perma­nent vorhanden ist und man ständig wachsam sein muss. Dem gegen­über steht Safety, bei der man mögliche Risiken durch regel­mä­ßige Kontrollen erkennen und besei­tigen kann. Das wirkt sich natür­lich auf die Risi­ko­be­ur­tei­lung aus. Wir sind bei Pilz davon über­zeugt, dass Sicher­heit ganz­heit­lich zu sehen ist, denn wie bereits gesagt sind beide Sicher­heits­be­griffe inein­ander verschlungen. Unsere Experten und Exper­tinnen sind dazu geschult und zeigen im Gespräch mit den Kunden mögliche Risiken und Sicherheits­lücken sowie passende Maßnahmen auf.

Sie spra­chen bereits an, dass sich die Normung in Hinblick auf Security ändert. Wie sieht es Ihrer Meinung nach mit der Wahr­neh­mung aus: Sehen Sie, dass Betreiber ihre Anlagen ausrei­chend schützen?

Die Wahr­neh­mung ändert sich, vor allem seit der Zunahme von Hacker­an­griffen seit 2017. Denn jedes profi­table Unter­nehmen kann Ziel eines solchen Angriffs werden. Mit der Umset­zung von Indus­trie 4.0 und dem Internet of Things mit perma­nent mit­einander vernetzten Maschinen ist die Bedro­hungs­lage akut, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Aber wir beob­achten, dass die Unsi­cher­heit im Umgang mit Security sehr groß ist. Deshalb ist uns die ganz­heit­liche Betrach­tung von Sicher­heit ein wich­tiges Anliegen und wir möchten das Bewusst­sein für diese Thematik bei unseren Kunden und Part­nern schärfen. Denn wer recht­zeitig tätig wird, schützt sich vor Mani­pu­la­tion oder Angriffen und stellt damit neben der Sicher­heit für Mensch und Maschine auch die Produk­ti­vität sicher.

Welche Heraus­for­de­rungen bringt denn Security mit sich? Reicht es aus, seine Maschinen immer mit den neuesten Updates zu versorgen?

Das ist eine inter­es­sante Frage, weil es im Umgang mit Cyber­se­cu­rity nahe­lie­gend erscheint, die Soft­ware auf dem Stand zu halten. Tatsäch­lich ist das aber nicht immer erfor­der­lich bezie­hungs­weise kann auch zu einer Einschrän­kung der Produk­ti­vität führen. Bevor ein Betreiber also seine ältere Maschine mit Updates versorgt – und damit einen Still­stand in seiner Ferti­gung verur­sacht –, lohnt es sich zu hinter­fragen, ob sie mit anderen Maschinen vernetzt sein soll oder ob sie auch „stand-alone“ ihren Dienst tut. Ist Zwei­teres der Fall, muss sie nicht unbe­dingt auf dem neuesten Soft­ware-Stand sein. Ist die Vernet­zung gewünscht, erhöhen regel­mä­ßige Updates die Sicher­heit. Zusätz­lich bietet eine fein­gra­nu­lare Segmen­tie­rung des OT-Netzes sowie der Einsatz von Fire­walls wie unsere Secu­ri­ty­Bridge zusätz­li­chen Schutz. Diese Appli­ca­tion Fire­wall schützt indus­tri­elle Auto­ma­ti­sie­rungs­netz­werke vor Mani­pu­la­tion und ermög­licht geschützte Verbin­dungen, beispiels­weise in eine Cloud.

Wie können ältere Maschinen safe und secure gemacht werden?

Grund­sätz­lich ist die Nach­rüs­tung einfach um­setzbar: Secu­ri­ty­Bridge kann beispiels­weise dank Auto-Konfi­gu­ra­tion schnell vom Elek­triker oder IT-Fach­per­sonal einge­richtet werden. Ein wich­tiges Thema ist außerdem die Rege­lung von Zugangs­be­rech­ti­gungen, damit ausschließ­lich auto­ri­sierte Personen Zugang zu einem Prozess erhalten. Mit den Geräten der PITmode Familie können sichere Betriebs­arten und Zugangs­berechtigungen sehr flexibel und entspre­chend den jewei­ligen Vorgaben unserer Kunden umge­setzt werden. Safety und Security in einem System also.


Gleich weitersagen!


Hat Ihnen der Artikel gefallen?

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (Durchschnittliche Bewertung)
Loading...

Vielen Dank!


Schreiben Sie einen Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.