Maschinen und Produkte weltweit müssen vor allem sicher und verlässlich sein. Damit sie halten, was sie versprechen, gelten Normen als ihr wichtigstes Ordnungsinstrument. Doch der Umgang mit Normen will gelernt sein.
Stellen Sie sich vor, die Mitarbeiter Ihres Kunden in Korea arbeiten mit der gleichen Maschine wie die Mitarbeiter Ihres Kunden in China, Brasilien oder Indien. Jede Ihrer Maschinen erfüllt die dortigen formalen, technischen und sicherheitsrelevanten Anforderungen, sie sind gleichwertig und gleich verlässlich und in ihrer Herstellung waren sie daher für Sie effizienter und kostengünstiger als üblich. Eine Idealwelt, deren Umsetzung in der Praxis jedoch durchaus knifflig ist.
Normen dienen weltweit als „Türsteher“, die die Nutzung von Anlagen und Produkten in einem Land entweder erlauben, wenn diese die entsprechenden festgeschriebenen Erwartungen erfüllen oder verbieten. Sie gelten als dokumentierte Vereinbarungen, in denen Kriterien für Produkte, Dienstleistungen und Verfahren festgelegt werden. Mit ihrer Hilfe kann gewährleistet werden, dass Produkte und Dienstleistungen für den vorgesehenen Zweck geeignet, vergleichbar und kompatibel sind. Ihre Anwendung innerhalb der EU geschieht quasi auf freiwilliger Basis im Gegensatz zum Beispiel zu China, das auch verpflichtend anzuwendende Normen hat.
Nationale Normenhoheit
Die Einlassbedingungen je „Tür“, sprich Land, sind recht unterschiedlich. Zum Beispiel in der EU: Die EU formuliert mittels Verordnungen (diese gelten nach der Veröffentlichung sofort als verbindlicher Rechtsakt) oder Richtlinien (wie die Maschinenrichtlinie) allgemeine Schutzziele. Wirksam werden die EU-Richtlinien erst, wenn die Länder innerhalb der EU sie in nationale Gesetze umsetzen. Der Nachweis zum Erreichen der Schutzziele bedarf also einer genauen Spezifizierung.
Hierzu werden vom Maschinenbauer Normen herangezogen. Am einfachsten gelingt der Nachweis, wenn harmonisierte EN-Normen vorliegen und von Maschinenbauern angewendet werden. Denn diese lösen die „Vermutungswirkung“ aus: Wende ich diese Normen an, ist die Konformität zu den dort genannten Schutzzielen gegeben. Die harmonisierten EN-Normen sind zwar ein Hinweis, wie die Ziele der EU-Richtlinie erfüllt werden können. Aber sie sind kein Muss. Und das schon gar nicht außerhalb der EU.

Stattdessen unterscheiden sich die Vorgaben von Land zu Land und eine Konzeption nach der Maschinenrichtlinie mit der dazugehörigen CE-Kennzeichnung reicht nicht aus, um eine Maschine oder ein einzelnes Produkt überall auf der Welt nutzen zu dürfen – auch wenn in der EU per se ein hohes Sicherheitsniveau erreicht ist: Will ein italienischer Maschinenbauer also seine Maschine nach Korea verschiffen, muss er sich mit den nationalen Anforderungen in Korea auseinandersetzen, für eine Lieferung nach Brasilien hingegen mit den dortigen nationalen Vorgaben (NR Norma Regulamentadora Bsp. NR-12 „Maschinensicherheit“). 2003 hat die chinesische Regierung eine Zertifizierungs- und Kennzeichnungspflicht namens China Compulsory Certificate (CCC) für ausgewählte Produkte eingeführt. Also sollte der Maschinenbauer in diesem Fall nachprüfen, ob die relevanten Komponenten diese Zertifizierung haben, und sich mit den chinesischen Vorgaben (GB-Standards) auseinandersetzen. Ein effizienter, rechtskonformer Umgang wird damit gerade für global agierende Unternehmen zum Balanceakt.
Gekonnt genormt
Pilz beschäftigt sich als „Botschafter der Sicherheit“ seit Jahrzehnten intensiv mit den aktuellen Normen und nimmt diese Last gerne von den Schultern seiner Kunden. Mit 42 Tochtergesellschaften und 17 Handelspartnern ist Pilz weltweit aufgestellt und kann lokal als unabhängiger Partner bei der Umsetzung normativer Vorgaben in den einzelnen Ländern unterstützen. Experten von Pilz arbeiten in knapp 80 Normengremien an der Gestaltung von rund 100 Produkt- und Applikationsnormen aktiv mit und sind daher immer am Puls der Zeit. Dieses Wissen spiegelt sich auch in den Dienstleistungen und Schulungen des internationalen Pilz Training-Portfolios wider. Wo Normen fehlen, setzt sich Pilz dafür ein, gemeinsam mit Anwendern, Verbänden, Behörden sowie Forschungseinrichtungen geeignete Sicherheitsstandards zu entwickeln.
„Aktuell suchen immer mehr unserer Kunden bezüglich der Anforderungen des neuen nationalen UKCA-Kennzeichens von Großbritannien Hilfe bei uns“, erzählt Arndt Christ, Vice President Customer Support International. „Gemeinsam mit unserer dortigen Tochtergesellschaft können wir als national Bevollmächtigter fungieren und im Prozess zur Erlangung einer UKCA-Konformität sowie bei Problemen mit lokalen Marktaufsichtsbehörden kompetent unterstützen.“ Je nach Aufgabenstellung zählen zum Unterstützungsumfang u. a. die Risikobeurteilung, der Entwurf eines Sicherheitskonzepts sowie internationale Konformitätsbewertungsdienstleistungen. Dafür stellt Pilz meist ein internationales Expertenteam zusammen, das aus einem inländischen Ansprechpartner für den Kunden, Fachleuten von Pilz in den entsprechenden Ländern und gegebenenfalls einem internationalen Projektleiter besteht.
Gemeinsam wird dann die eingangs beschriebene Idealwelt real: Die Maschinen können im jeweiligen Zielland in Übereinstimmung mit den erforderlichen Konformitätsbewertungsverfahren und den dort gültigen nationalen Normen in Betrieb genommen werden. Startpunkt dafür ist lediglich die Kontaktaufnahme mit dem lokalen Pilz Vertreter.