Auf dem Weg zu einer vernetzten Produktion ist und bleibt Sicherheit im Sinne von Safety & Security ein erfolgskritischer Faktor. Die Architektur von neuen flexiblen Maschinenmodulen muss von Anfang an die entsprechende Sicherheitstechnologie mitdenken und die funktionale Sicherheit in die Produktionsprozesse integrieren.
So sollen beim Thema Sicherheit Menschen und Maschinen auf dem Shopfloor zu Partnern werden: Die Maschine produziert sicher, der Mensch entscheidet, bewertet und agiert frei in einem geschützten Bereich.
Die Forschungsplattform Smart Factory KL zeigt dazu auf der Hannover Messe 2024 einen ersten Use-Case. Gemeinsam mit den Partnern TÜV SÜD, B&R Automation und Pilz hat die Smart Factory KL in ihr Produktionsökosystem ein dynamisches Sicherheitskonzept implementiert. Unter dem Stichwort Operational Safety Intelligence wird – kurz gesagt – die Produktion dem menschlichen Verhalten angepasst. Nähert sich ein Werker einer Risikozone, wird die Fertigung stufenweise verlangsamt und erst im Ernstfall angehalten. Im Hintergrund stoppt die Anlage aber nicht gänzlich, sondern plant dynamisch um und nur der betroffene Bereich wird gesperrt.
Was wäre, wenn Sensoren in Verbindung mit der entsprechenden Steuerung Sicherheitsrisiken eigenständig bewerten und mithilfe von künstlicher Intelligenz meistern würden?
Die Richtung muss stimmen
Künstliche Intelligenz bietet auch hier die Grundlage für ganz neue Möglichkeiten: „Das Besondere dabei ist, dass wir die Produktivität aufrechterhalten können, indem unser Forschungs-Radarsensor dynamisch erkennt, wie ein Mensch sich bewegt. Insbesondere durch die Erkennung der Bewegungsrichtung können Maschinen schneller wieder in den Produktivbetrieb wechseln, wenn der Radarsensor erkennt, dass der Mensch sich von der Anlage wegbewegt“, erklärt Bernd Neuschwander aus der Abteilung Advanced Development bei Pilz.
„Durch die Erkennung der Bewegungsrichtung können Maschinen schneller wieder in den Produktivbetrieb wechseln.“
Bernd Neuschwander, Advanced Development
Konkret bedeutet das, dass ein Werker abhängig von seiner Position und Bewegungsrichtung unterschiedliche Aktionen auslöst. Befindet er sich im Warnbereich oder Schutzbereich der Anlage, bewegt sich jedoch davon weg, kann die Anlage früher wieder mit Normalgeschwindigkeit fahren, auch wenn sich der Werker noch im Warn- bzw. Schutzbereich aufhält. Hierzu wird mit dem Radarsensor die Position bestimmt und ein Bewegungsvektor errechnet, über den sich das beschriebene Szenario exakt ableiten lässt. Dies führt zu der bereits angesprochenen Produktivitätssteigerung. Zusätzlich kann der Sensor zwischen Menschen und Objekten unterscheiden: Nähert sich ein Objekt, beispielsweise ein Fahrerloses Transportsystem, der Anlage und überschreitet die Grenze des Warn- oder Schutzbereichs, muss die Geschwindigkeit der Anlage nicht reduziert werden.
Klingt wie Zukunftsmusik, ist aber bereits zu sehen: Mehr Informationen dazu gibt es auf der diesjährigen Hannover Messe am Stand der Smart Factory KL (Halle 8/D 18).