Jaime Alonso, Vice President Global Services bei Pilz, erläutert im Interview, warum OEMs und Betreiber den gesamten Lebenszyklus von Maschinenprojekten im Blick behalten sollten – und welche zentrale Rolle Mitarbeiterschulungen dabei spielen.
Warum ist es für OEMs und Betreiber wichtig, den Safety-und Security-Lebenszyklus bei Maschinenprojekten zu berücksichtigen?
Jaime Alonso: Für OEMs und Betreiber ist die konsequente Orientierung am Lebenszyklus einer Maschine aus mehreren Gründen entscheidend. Zum einen ermöglicht sie ein kosteneffizientes Risikomanagement. Wenn Sicherheits- und Cybersecurity-Aspekte bereits in der frühen Entwicklungsphase berücksichtigt werden, lassen sich Risiken für Bedienpersonal, Produktionsausfälle oder Datenverluste über die gesamte Lebensdauer der Maschine deutlich reduzieren – und teure Retrofits in der Zukunft vermeiden.
Zum anderen wird so die vollständige Einhaltung geltender Vorschriften und Normen sichergestellt. OEMs können sich dadurch als Anbieter moderner und sicherer Maschinen positionieren, erhalten Zugang zu internationalen Märkten und setzen Best Practices um, die Unfälle, Stillstände und Imageschäden verhindern. Betreiber wiederum erfüllen ihre Verpflichtung, ein sicheres und geschütztes Arbeitsumfeld bereitzustellen.

„OEMs können sich als Anbieter moderner und sicherer Maschinen positionieren, erhalten Zugang zu internationalen Märkten und setzen Best Practices um, die Unfälle und Imageschäden verhindern.“
Jaime Alonso, Vice President Global Services Pilz
Darüber hinaus fördert der Lebenszyklusansatz die Zusammenarbeit und Transparenz zwischen allen Beteiligten. Wenn alle – von der Konstruktion bis zur Bedienung – ihre Rolle im Lebenszyklus kennen und verstehen, entsteht ein zuverlässigeres und robusteres Gesamtsystem.
OEMs und Betreiber sind zwar beide betroffen, jedoch auf unterschiedliche Weise. OEMs konzentrieren sich auf die Entwicklung konformer und sicherer Maschinen und müssen Sicherheitsaspekte von Anfang an technisch und dokumentarisch einbinden. Betreiber hingegen tragen die Verantwortung für den sicheren Betrieb – sie müssen Systeme korrekt nutzen, Mitarbeitende schulen und Prozesse einhalten. Der OEM legt das Fundament, der Betreiber erhält es. Ihre Rollen unterscheiden sich, aber der Erfolg hängt von ihrer Zusammenarbeit ab.
Warum ist es wichtig, Safety und Security gemeinsam zu betrachten?
Jaime Alonso: Traditionell wurden Safety und Security als getrennte Disziplinen behandelt. Doch in den vernetzten Fabriken von heute funktioniert diese Trennung nicht mehr. Ein Securityvorfall kann direkte Auswirkungen auf die funktionale Sicherheit haben – zum Beispiel, wenn ein Hacker eine Sicherheitsfunktion deaktiviert oder das Verhalten einer Maschine manipuliert. Umgekehrt kann ein schlechtes Sicherheitsdesign Schwachstellen offenlegen, die von Angreifern ausgenutzt werden könnten. Die Zusammenführung dieser Bereiche ist daher nicht mehr optional, sondern essenziell für die Aufrechterhaltung der betrieblichen Integrität.
Pilz erkennt dies und setzt sich für einen ganzheitlichen und integrierten Ansatz ein, bei dem Safety und Security über den gesamten Lebenszyklus industrieller Systeme hinweg gemeinsam betrachtet werden. Diese Synergie ermöglicht robustere Sicherheitsstrategien, unterstützt durch spezialisierte Werkzeuge, gezielte Schulungen und Beratungsleistungen, die beide Disziplinen abdecken. Technisch basiert dieser Ansatz auf international anerkannten Normen wie:
- IEC 62443 für die Sicherheit industrieller Netzwerke und Systeme
- ISO 13849 und IEC 62061 für die funktionale Sicherheit von Maschinen
- IEC 61508 für die Sicherheit elektrischer/elektronischer/programmierbarer elektronischer Systeme
Durch die Ausrichtung an diesen Normen stellen wir sicher, dass Safety- und Security-Maßnahmen nicht nur konform, sondern auch interoperabel und skalierbar in unterschiedlichen industriellen Umgebungen sind.
Diese integrierte Denkweise ist besonders wichtig in Branchen wie Konsumgüter, Lebensmittel und Getränke sowie in der Automobilindustrie, in denen sowohl die Sicherheit von Menschen als auch die Integrität von Daten von höchster Bedeutung sind.
Was können Unternehmen tun, damit ihre Mitarbeitenden „Safety“ und „Security“ ernst nehmen – und wie lässt sich das in maschinenbezogene Prozesse integrieren?
Jaime Alonso: Eine Kultur zu schaffen, in der Safety und Security gleichermaßen ernst genommen werden, beginnt bei der Führungsebene und wird durch Schulung, Einbindung und Verantwortlichkeit aufrechterhalten. Es reicht nicht aus, Sicherheitseinrichtungen zu installieren oder Cybersecurity-Protokolle umzusetzen – die Mitarbeitenden müssen verstehen, warum diese Maßnahmen wichtig sind und wie sie ihren Arbeitsalltag beeinflussen.
„Eine Kultur zu schaffen, in der Safety und Security gleichermaßen ernst genommen werden, beginnt bei der Führungsebene und wird durch Schulung, Einbindung und Verantwortlichkeit aufrechterhalten.“
Jaime Alonso, Vice President Global Services Pilz
Unternehmen sollten Safety und Security in alle Phasen des Maschinenlebenszyklus integrieren – von der Konstruktion und Beschaffung über den Betrieb bis hin zur Wartung. Dazu gehören regelmäßige technische Bewertungen, klare Dokumentation und Nachverfolgbarkeit sowie kontinuierliche Schulungen. Wenn Mitarbeitende informiert und eingebunden sind, wird Sicherheit zur Selbstverständlichkeit – und nicht zur Pflichtübung.
Wann ist es sinnvoll, externe Berater oder Partner wie Pilz in ein Projekt einzubeziehen?
Jaime Alonso: Je früher, desto besser. Die Einbindung externer Experten wie Pilz bereits in der Konzept- und Designphase eines Maschinenprojekts kann die Ergebnisse erheblich verbessern. Wir helfen dabei, Risiken frühzeitig zu erkennen, bevor sie im System verankert sind, und bieten alternative Lösungen, um sicherzustellen, dass sowohl Safety als auch Security in die Architektur, Systeme und Prozesse integriert werden.
Neben der Beratung spielt auch die Schulung eine entscheidende Rolle beim Aufbau interner Kompetenz und Widerstandsfähigkeit. Programme wie FIS und CESA (Certified Expert for Safety in Automation) befähigen Techniker, Ingenieure, Projektleiter und Sicherheitsbeauftragte, Safety- und Security-Prinzipien effektiv zu verstehen und anzuwenden. Diese Schulungen und Zertifizierungen unterstützen nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern fördern auch eine Kultur des proaktiven Risikomanagements im gesamten Unternehmen.
Wir unterstützen Unternehmen auch bei der Inbetriebnahme, bei Modernisierungen und bei der Risikoanalyse nach Vorfällen. Ob Sie eine neue Produktionslinie starten oder ältere Anlagen aufrüsten – unser Ziel ist es, Sie bei der Einhaltung von Vorschriften zu unterstützen, Ausfallzeiten zu reduzieren und Menschen sowie Anlagen zu schützen.
Letztlich bedeutet eine Partnerschaft mit Pilz den Zugang zu einem globalen Netzwerk zertifizierter Experten, bewährter Methoden und einem klaren Bekenntnis zur kontinuierlichen Verbesserung. Es geht nicht nur um Compliance – sondern darum, Vertrauen, Resilienz und operative Exzellenz von Grund auf aufzubauen.
Die Experten von Pilz unterstützen in allen Phasen des Maschinen- und Anlagenlebenszyklus. Erfahren Sie mehr über unser Dienstleistungsangebot: Dienstleistungen für Maschinensicherheit




